Karl IV., Römischer Kaiser

Karl IV., Römischer Kaiser
Karl IV., Römischer Kaiser
 
Als ältester Sohn König Johanns von Böhmen aus dem Hause Luxemburg im Jahre 1316 in Prag geboren, wurde Karl am Hofe des französischen Königs Karl IV. erzogen und vom Vater bereits seit dem 15. Lebensjahr mit zahlreichen politischen Aufgaben betraut.
 
Als der Dreißigjährige im Jahre 1346 zum König gewählt wurde, konnte er gegenüber seinem Gegner, Kaiser Ludwig dem Bayern, vor allem zwei Trümpfe ins Feld führen: die Unterstützung des Papstes Clemens VI., seines früheren Lehrers am französischen Königshofe, und der Mehrheit der Kurfürsten, dazu aber auch eine bemerkenswerte Fähigkeit zum politisch-diplomatischen Ränkespiel. Dennoch war der Thronkampf damit noch keineswegs zugunsten Karls entschieden, da Kaiser Ludwig nach wie vor über zahlreiche Anhänger im Reiche verfügte und zudem seine militärischen Fähigkeiten in der Vergangenheit bereits deutlich unter Beweis gestellt hatte.
 
Die Entscheidung fiel durch den Tod Ludwigs (1347); obwohl die Söhne des Kaisers den Widerstand fortsetzten und den thüringischen Grafen Gunther von Schwarzburg als Gegenkönig gewinnen konnten, fiel es Karl nicht schwer, seine Gegner auszuspielen, wobei er auch keine Skrupel hatte, einen Hochstapler, der sich für den seit 1319 totgesagten askanischen Markgrafen Waldemar ausgab, gegen den ältesten Sohn des Kaisers, Markgraf Ludwig von Brandenburg, zu unterstützen. Erst als die Wittelsbacher 1349 einlenkten und gegen die Bestätigung ihres Besitzstandes, einschließlich Tirols, Karl als König anerkannten, ließ dieser den »falschen Waldemar« fallen. Nachdem Karl im Jahre 1355 aus der Hand des päpstlichen Kardinallegaten in Rom die Kaiserkrone empfangen hatte, ließ er ein Jahr später auf den Reichstagen von Nürnberg und Metz ein umfassendes Reichsgesetz (Goldene Bulle) verkünden, das die Königswahl und die Rechtsstellung der Kurfürsten regelte, wobei sich die diplomatische Meisterschaft Karls darin zeigte, dass - trotz der Zusagen, die er dem Papst gegenüber vor seiner Wahl abgegeben hatte - die päpstlichen Ansprüche mit Stillschweigen übergangen und damit de facto zurückgewiesen wurden.
 
Während Karl die kaiserliche Herrschaft in Italien und Burgund nur nominell zur Geltung brachte, galt sein besonderes Augenmerk der Förderung seiner luxemburgischen Hausmacht durch eine gezielte Erwerbs- und Wirtschaftspolitik wie auch durch sorgfältige Verwaltungsmaßnahmen. So gelang es ihm, über seine dritte Ehe (1353) das Herzogtum Schweidnitz-Jauer und in den Jahren 1366/67 von den Wettinern die Niederlausitz zu erwerben. Diese mit der Krone Böhmen vereinigte Ländermasse wurde durch eine systematisch betriebene, vor allem nach Westen in Richtung Oberpfalz, Frankfurt und Nürnberg weisende Erwerbspolitik durch Kauf, Tausch und Pfandnahme auch kleinster Güter und Einzelrechte ergänzt. Dazu kam die planmäßige wirtschaftliche und kulturelle Förderung Böhmens und der Residenzstadt Prag, die, seit 1346 Erzbischofssitz und seit 1348 Universitätsstadt, geradezu zum geistigen Mittelpunkt des Reiches wurde.
 
Gekrönt wurde die kaiserliche Hausmachtpolitik im Jahre 1373 durch den Erwerb der Markgrafschaft Brandenburg von den Wittelsbachern; zuvor hatte Karl bereits durch die Verheiratung seines Sohnes Sigmund mit der ungarischen Königstochter die Grundlage für den späteren Anfall des Königreiches Ungarn (1387) geschaffen.
 
Nachdem Karl im Jahre 1376 noch die Wahl seines Sohnes Wenzel zum römisch-deutschen König durchgesetzt hatte, schien die Zukunft des Hauses Luxemburg gesichert, als der Kaiser im Jahre 1378 starb. Doch so wenig Karl in seinen letzten Lebensmonaten in der Lage war, das große Abendländische Schisma, das die Kirche für Jahrzehnte spalten sollte, zu verhindern, so wenig vermochte er durch sein Vorbild auf die Politik seiner Söhne und Neffen einzuwirken, die die von ihm beschworene Eintracht des Hauses Luxemburg durch ihren Interessenegoismus schnell zunichte machten.

Universal-Lexikon. 2012.

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